Dezember 13, 2015

Takayama

Nachdem nun tatsächlich bereits der Countdown für meine Zeit in Tokyo läuft, habe ich einmal grob meine Liste durchgeschaut, über welche Themen, Orte und Aktivitäten ich während meiner Zeit hier noch schreiben wollte. Und ich muss wohl sagen, dass wird nichts mehr, es sind noch an die 25 bis 30 Posts, die ausstehen. Da hat sich doch so einiges angesammelt, was ich nicht geschafft habe, abzuarbeiten. Die Wochen waren einfach immer zu schnell vorbei und an den Wochenenden kam dann schon wieder etwas neues dazu. Vielleicht werde ich ja auch, wenn ich wieder zuhause zurück bin, noch ein wenig in den Erinnerungen kramen, wenn ich die Fotos weiter sortiere und hin und wieder noch einen Beitrag einstreuen. Mal sehen. Aber ein wenig Zeit bleibt mir ja noch und so folgen hier zunächst die Beiträge über meine letzte etwas weitere Reise, die ich in Japan unternommen habe und zwar am vorletzten Novemberwochenende, das war nämlich ein verlängertes mit Montag, nach Takayama. 



Eigentlich hatte ich gerne direkt nach Shirakawago oder eines der noch etwas abgelegeneren Dörfchen gewollt, konnte dort aber keine Unterkunft ausfindig machen. Gerade in den traditionellen Häusern gibt es Gästeunterkünfte, die akzeptierten allerdings scheinbar keine Alleinreisenden und so hatte ich mich doch in einem Ryokan in Takayama eingebucht, um von dort einen Ausflug nach Shirakawago zu unternehmen.
Die Fahrt nach Takayama mit dem Shinkansen war in diesem Fall auch eine Erfahrung, die ich in der Art bisher nicht gemacht hatte. Die Züge waren gerammelt voll und ich hatte mir basierend auf der Erfahrung der anderen Kurztripps, bei denen es nie ein Problem gewesen war, einen Sitzplatz zu bekommen, keinen Platz reserviert. Also hieß es stehen bis Nagoya. Gottseidank war ich dann beim Umsteigen in den Express nach Takayama weit genug vorne in der Schlange, um wenigstens dort einen Stuhl zu erhaschen, denn das hätte nach zwei Stunden stehen noch weitere zweieinhalb bedeutet. Glück gehabt. So konnte ich geruhsam aus den großen Panoramafenstern schauen, eine schöne Strecke, die mehr oder weniger die ganze Zeit an einem Fluss entlang führt, teilweise wildere Szenerien, bergig, waldig, herbstlich, eine schöne Landschaft. Allerdings war der Zug zu schnell unterwegs für meine Kamera. Auf dem Rückweg im übrigen das gleiche Phänomen. Ein Sitzplatz bis Nagoya, dann erst einmal auf dem Gleis bis zum Ende durch die Massen, anstellen, ein paar Nozomi und auch die langsameren Shinkansen fahren lassen, die total voll waren, dann schließlich doch einfach in einen eingestiegen, denn es wurde einfach nicht besser, obwohl die Züge ja mehr oder weniger im Fünf- oder gar Zehnminutentakt fahren. Und wieder stehen bis Tokyo. Aber der Reihe nach.
Am frühen Nachmittag in Takayama angekommen, im Ryokan eingecheckt, machte ich mich gleich auf in den alten Ortskern. Dieser erinnerte mich an eine etwas düsterere Variante von Kurashiki oder den anderen Orten, die ich besucht hatte, die alten Häuser alle schwarz. 





Es war allerdings auch schon dämmrig, deutlich kühler als in Tokyo, um die zehn Grad nur und das Wetter grau. Vielleicht verstärkte das noch den Eindruck. Es gab zahlreiche Sakebrauereien bzw Geschäfte, man konnte für den kleinen Betrag von 150 Yen ein "Pinnchen" erwerben und durchprobieren. 





Zahlreiche Pickles Geschäfte, soviele sind mir vorher noch nirgends aufgefallen. Wie ich an den folgenden Tagen feststellen konnte, war auch gerade Rettich Saison, ich habe nirgends solch viele Rettichfelder gesehen, die gerade abgeerntet wurden. Naja, die Japaner verzehren dieses Gemüse in rauen Mengen habe ich den Eindruck, irgendwo muss es angebaut werden. Überall gab es offene Feuerstellen mit einem darüber hängenden Topf in den Häusern, die "irori". Ich dachte, in den Kannen sei Tee, aber scheinbar wurden die Kessel früher vor allem zum Warmhalten von Misosuppe genutzt. Und bei den strengen, schneereichen Wintern in dieser Gegend ist ein solches Feuer sicherlich angebracht. 


Aber außerdem mußte ich in Shirakawago feststellen, dass es mit der Romantik dieser Feuerstellen eigentlich nicht so weit her ist, wenn man nicht ständig im Qualm stehen und nach Geräuchertem riechen möchte, allerdings werden die Feuerstellen auch zur Konservierung der Häuser benötigt, der Qualm hält Ungeziefer aus den Dächern fern. Takayama ist besonders bekannt für ein Festival, das in Frühjahr und Sommer stattfindet, und die Aufbewahrungsorte der "Umzugswagen", die dabei durch die Straßen bewegt werden, sind in der Altstadt auch eindeutig auszumachen. Da stehen zwischen den Häusern Gebäude mit Türen bis unter das Dach. Ein Schild machte allerdings ebenfalls darauf aufmerksam, wahrscheinlich wäre ich sonst im Dunkeln auch nur daran vorbei gelaufen. 




Ein wenig vorweihnachtliche Stimmung war im Ort auch schon verbreitet worden, diverse Weihnachtsmänner bereits aufgestellt, während davon am kommenden Tag in Shirakawago nichts zu sehen war. In einer Straße zogen Rauchschwaden durch die Straßen, dort war es richtig neblig vom Grill. Rauch vom Hidabeef, das es überall gab, nehme ich an. Auch roh, wie Sushi zubereitet, nur eben mit rohem Fleisch statt Fisch, die Dicke der Scheiben durchaus vergleichbar. Das ist nicht so ganz mein Fall muss ich sagen. Allerdings hatte ich es in Takayama nicht gegessen, aber irgendwann einmal bei einer früheren Dienstreise vorgesetzt bekommen. Nein, das muss nicht sein. 





Den übernächsten Tag, Montagvormittag nutzte ich dann noch vor meiner Rückfahrt, um das Freilichtmuseum zu besuchen. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem öffentlich heißen Fußbad vorbei. Das war mir aber auch nur ins Auge gestochen, weil daneben wieder einmal ein blühender Kirschbaum stand, und das Ende November.  Das Hida Folk Village ist meiner Meinung nach auch durchaus einen Besuch wert, selbst wenn man in Shirakawago war, denn dort stehen nicht nur die Gassho Zukuri, sondern auch andere Häuser aus der Hida Region, die man sich anschauen kann. Es gibt viele interessante Informationen, einen größere Bandbreite, als man in Shirakawago finden kann.


















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