November 23, 2015

Nikko

Ein weiteres Highlight unserer Reise war definitiv der Ausflug nach Nikko, wo wir ebenfalls eine Nacht in einem Ryokan verbrachten. Ich denke, es ist auf jeden Fall empfehlenswert, über Nacht dort zu bleiben, theoretisch auch länger, da es sicherlich wunderbare Möglichkeiten für Wanderungen und sonstige Erkundungen der Gegend gibt, für die wir dann nicht so viel Zeit hatten, außer eine Busfahrt hoch zum Chuzenji-ko und dem Nikko am nächsten gelegenen Wasserfall, den Kegon Falls. Es gibt noch weitere, die sicher ebenfalls sehenswert sind, einen Nationalpark (inklusive Warnung vor den Affen, was in Miyajima die Rehe sind, sind hier andere Gesellen), aber die Zeit reicht eben lange nicht für alles. Die Busfahrt bzw das Warten auf denselbigen, der fast eine Stunde zu spät kam (in ganz Nikko war permanent Stau, wie wir dann sehen konnten, wegen einer Baustelle), kostete uns in Richtung des Sees alles in allem knapp zwei Stunden, zurück nach Nikko auch wieder eine, das macht man mal nicht eben alles so schnell im Rahmen eines Tagesausflugs, einmal abgesehen von den Tempeln und Schreinen und Grabanlagen, die ja meist den Hauptgrund für einen Ausflug dorthin darstellen und wofür man auch geraume Zeit benötigt, denn die Anlagen sind nicht gerade klein und unglaublich prächtig dekoriert. Wahnsinn. Wir hatten ja schon in Kyoto permanent das Gefühl „oh, das hier ist der Höhepunkt“, „oh, nein, das hier ist noch toller“, „oh, das hier ist nochmal so ganz anders, als das vorangegangene, was ist denn nun beeindruckender“ und mal ehrlich, die Frage meiner Kollegen, was ich denn nun am beeindruckensten fand, konnte ich auch nicht wirklich zu meiner Zufriedenheit beantworten. Jedes Bauwerk hat seine speziellen Eigenheiten, wie will man denn da entscheiden, aber für Kyoto hatte ich dann als spontane Antwort tatsächlich den Sanjusangendo gewählt, wegen der besonderen Atmosphäre mit den 1000 Statuen. Aber ich komme vom Thema ab. Also Nikko


Am Nachmittag machten wir uns von unserem Ryokan, das mehr oder weniger direkt gegenüber dem Zugang zum Toshogu Schrein lag, erstmal auf zum Taiyuinbyo, dem Iemitsu Mausoleum, in der Annahme, wir könnten dort eben mal schauen und dann noch weiter. Naja, das konnten wir knicken. So nicht wirklich wissend, was uns von der Dimension erwartete, mußten wir den Besuch des Toshogu auf den anderen Morgen verschieben. Da mittlerweile bereits November war, sind die Schließungszeiten schon recht früh, um 16.30 Uhr, doch es wird ja auch schon früh dunkel. 








Statt dessen gingen wir abends nach dem Abendessen noch einmal hinaus, um den beleuchteten Garten "Shoyoen" gegenüber der Sanbutsudo des Rinno-ji zu bewundern. In Nikko hatte sich letztendlich unsere Hoffnung auf noch mehr herbstlich gefärbtes Laub erfüllt, ein wenig mehr im Norden und nochmal drei-, vierhundert Meter höher gelegen als in Kawaguchiko. Auch vor nachtdunklem Himmel sehen die Ahornbäume schön aus und kommen prächtig zu Geltung, wenn sie denn von unten angestrahlt werden. So hatten wir Glück, dass wir gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, denn diese „Installation“ war nur für wenige Tage vorgesehen. 


Allerdings war das Fotographieren so ohne Stativ wieder einmal nicht wirklich erquicklich, leider. Der Garten war dann aber auch das sehenswerteste der Anlage, weil deren Haupthalle zur Zeit von außen komplett verkleidet und auch von innen ziemlich zugehängt war. Renoviert und restauriert wird gerade so einiges in Nikko. Auch beim Taiyuinbyo war eines der Tore, leider gerade das mit den zwölf Säulen eingerüstet und beim Toshogu ebenfalls. Das bleibt wohl noch bis 2019 so. Naja, dem allgemeinen Eindruck tat das keinen Abbruch. Ich hatte überlegt, dass mich die Orte in Nikko an irgendetwas erinnerten, was ich schon einmal gesehen habe und ich denke, es waren die Grabanlagen der vietnamesischen Kaiser in der Umgebung von Hué, Fotos von damals, für alle, die es interessiert hier. Nicht so sehr das Detail natürlich, darin unterscheiden sie sich alle, aber Größe, Art der Anlage, zur Schau gestellter Reichtum und Prunk, der allgemein eher „chinesische“ Eindruck der Bauten in Nikko und ihre Farbigkeit (nicht nur rot-weiß-grün wie viele der Shinto Schreine), die reich geschnitzten Verzierungen, dass es schwierig ist, die Gesamtanlagen zu überblicken, weil sie so „verbaut“ sind, eine Mauer hinter der anderen, ein Tor hinter dem anderen. Die Lage der Anlagen mitten im Wald, zumindestens wirkt es so. Beeindruckend auf jeden Fall. Und so hielten wir uns am anderen Morgen auch ein paar Stunden im Gelände des Toshogu Schreins auf. 














Übrigens gibt es in Nikko auch einen imperialen Palast. An dem kamen wir auf unserer Fahrt zum Chuzenji See vorbei, er schien ebenfalls öffentlich zugänglich und interessant zu sein, aber merkwürdigerweise wird dieser in keinem meiner Führer erwähnt und wie gesagt, litten wir unter Zeitmangel. Aber wer einmal schauen mag, dem sei die Seite Japan Guide ans Herz gelegt. Wirklich eine tolle Fundgrube, mit deren Hilfe ich mich in meiner Zeit hier in Japan auf meine Reisen vorbereitet habe. Was noch? Ach ja, den "weinenden" Drachen haben wir natürlich auch gehört und die berühmten drei Affen gesehen, aber noch besser hat mir der Affe gefallen, der auf sein Leben zurück blickt, und sein Ausdruck ist nicht gerade überzeugt von dem, was er sieht. 
Fazit, um das hier abzukürzen, denn ich könnte wie immer natürlich noch mehr schreiben: Nikko ist eine Reise wert und man könnte dort auch locker mehr Zeit als knapp zwei Tage verbringen, wie an so vielen Orten in diesem schönen Land.





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