Oktober 22, 2015

Himeji

Von Okayama bis Himeji benötigt der Nozomi eine knappe halbe Stunde und so kam ich um kurz vor 12 Uhr mittags dort an. Vom Shinkansen Gleis der Züge Richtung Tokyo hat man gleich einen Blick durch die Straßenschneise in Richtung der Burg. In der teilweise verglasten Bahnhofswand stand auch ein kleines Fenster offen, sicher nicht, um ein wenig Durchzug zu machen, sondern dass der geneigte Fotograph gleich den ersten Eindruck bei Ausstieg aus dem Zug ablichten kann. Zu Fuß ist man von Bahnhof in knapp 15 bis 20 Minuten zum Burggelände gelaufen.


Über Bodenplatten mit fliegenden Kranichen (wie passend, wird die Burg doch auch als „weißer Reiher“ bezeichnet), vorbei an fröhlich winkenden Wurstverkäufern. Auf dem Weg war es garnicht so offensichtlich voll, wie vermutet, so dass ich eigentlich ganz guter Dinge war, als ich das Eingangstor zum Gelände durchschritt. Dahinter wartete dann gleich der erste Dämpfer, nämlich schon mit roten Pylonen abgetrennte Wege und ein Schild, auf dem stand, von hier bis zu den Kassen mindestens eine Stunde. Na bravo dachte ich, gut, dass ich doch schon um halb eins hier bin, wenn der Einlass nur bis 16 Uhr geöffnet ist und als Dauer für die „Tour“ durch die Burg an die zwei Stunden zu rechnen sind. Im Endeffekt stellte sich aber heraus, dass die Zeitangabe nicht auf dem aktuellsten Stand war, denn an den Kassen bzw Kassenautomaten war ich gleich. Da war der große Ansturm doch schon dran vorbei und die Ankündigung am Eingang nur nicht auf dem aktuellsten Stand. Es waren allerdings schon Durchsagen zu hören, dass sich das Himeji Office für Disaster Prevention aufgrund des ungewöhnlich großen Andrang gezwungen sehe, crowd control Massnahmen durchzuführen. Und ein paar Meter weiter, durch den Eingang des inneren Geländes stand ich dann doch erstmal in der Schlange.




Ich weiß nicht genau, wie lange es letztendlich brauchte, bis ich drinnen war, ich schätze, etwa eine knappe Stunde und auch drinnen ging es hin und wieder nur etwas stockend weiter, aber alles in allem nicht wirklich schlimm. Außerdem hatte ich ja eh mit Besuchermassen gerechnet, von daher bleibt ohnehin nichts andres übrig, als entspannt zu warten.



Es war dann auch tatsächlich so, dass nach oben hin, wo der Platz ja immer weniger wird, es auch deutlich voller wurde. Im obersten 7. Stock wurden dann erstmal alle wieder hinunter geschickt, bevor die nächste Horde die Stufen erklimmen durfte, so dauerte es dann halt noch ein wenig. Dafür blieb während der Wartezeit draußen genügend Zeit, den verrückten Kirschbaum zu fotographieren, der zwar keine Blätter hatte und auch nicht so aussah, als hätte er welche gehabt (die Kirschbäume hier in Tokyo lassen gerade erst alle ihre Blätter fallen), aber dafür ein paar kleine Blüten in weiß und pink und auch ein paar grüne Spitzen. Ob das tatsächlich eine Sorte ist, die im Herbst blüht? Kommt mir irgendwie komisch vor. Oder doch tatsächlich einfach nur verwirrt.




Vergangenes Wochenende habe ich übrigens hier in Tokyo auch unterschiedliche Kamelienbüsche und Hecken an verschiedenen Standorten in der Stadt gesehen, die gerade zu blühen beginnen, auch diese Blüte habe ich bisher eher mit der kalten Jahreszeit, Januar, Februar, März verbunden. Drinnen in der Burg hieß es dann wieder „Schuhe aus“. Damit hatte ich ja nun überhaupt nicht gerechnet, aber wenigstens hatte ich Socken an und war nicht barfuß unterwegs, wie so manch anderer. Die Füße waren aber nach der Tour trotzdem kalt. So lief dann jeder mit schlenkernder Plastiktüte durch die Gegend, die verteilt werden, den man muss seine Schuhe natürlich bei den vielen Besuchern bei sich behalten. Nichts mit Filzpantoffeln, die man aus den französischen Schlössern so kennt. Innen gab es, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, nicht wahnsinnig viel zu sehen, aber ich fand es trotzdem interessant. Der Turm aus Holz hat schon gewaltige Ausmaße, die riesigen Balken und die vielen Aufbewahrungshalterungen für Waffen und Schwerter, die Dunkelheit, denn viel Licht fällt durch die wenigen Fenster und Scharten nicht hinein, die steilen Treppen, die sieben Etagen, wenn es auch von außen aussieht, als seien es nur fünf. Und die Aussicht von oben natürlich in die Umgebung und die vorgelagerten Plätze, die von oben betrachtet fast noch größer wirken, als wenn man hinüber läuft.







Kein Wunder, dass diese Burg nie eingenommen worden ist. Im Vorfeld hatte ich mich auch nicht weiter informiert und mir war nicht klar, wie groß das Gelände tatsächlich ist, wieviele andere Gebäude und Gartenanlagen eingeschlossen sind. Für deren Besichtigung blieb dann im Endeffekt auch leider keine Zeit mehr, denn bis ich wieder hinaus kam, war es bereits kurz vor halb fünf Uhr und nachdem ich noch etwas Zeit auf dem ersten Vorplatz verbracht hatte, waren ab kurz vor 17 Uhr alle Wärter unterwegs, die Leute einsammeln und ins Gelände außerhalb der Mauern zu befördern. Ich blieb dann noch bis zum Einbruch der Dämmerung, um mir die Burg auch noch in angestrahltem Zustand anzusehen und machte mich dann auf den Weg zurück zum Bahnhof, wo ich um kurz vor 19 Uhr den Nozomi Richtung Tokyo bestieg. Um halb elf war ich dann wieder zuhause. Müde, aber zufrieden mit den vielen Eindrücken des Tages.











Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen