September 15, 2019

Schreiberlinge

Nicht erst seit meiner letzten Kartenschreibaktion hatte ich vor, mich einmal um die Teilnahme an einem Lettering Workshop zu kümmern. Kürzlich habe ich endlich recherchiert, was es in München für Möglichkeiten gibt und bin auf der Seite von Petra Wöhrmann fündig geworden. Nach ein paar Emailwechseln war klar, dass ich kurzfristig einen Workshop bei ihr besuchen kann. Und so ging es Freitagabend von 18.30 bis 21.30 Uhr und Samstag von 9.30 Uhr bis kurz nach 18 Uhr mit sieben weiteren Kursteilnehmerinnen, die größtenteils auch beruflich mit Design oder Architektur zu tun haben, um das Thema Buchstaben und Brushpen.


Petra zeigte uns in ein paar Stunden die essentiellen Buchstaben in Copperplate, Tipps und Tricks, was zu beachten ist. Das war sehr intensiv und eins ist klar, man muss üben, üben, üben. So muss es sich in der ersten Klasse angefühlt haben, als man schreiben gelernt hat.
Mehr durch abmalen, weil an automatisches Fließen bei mir als Linkshänder mit der Tinte nicht zu denken ist, zumal manche Buchstaben, zB das große B wirklich sehr ungewohnt erscheinen. Ich mußte auch immer wieder abdecken, weil ich mit dem Pinsel nicht von oben über das Papier kommen kann, wie beim normalen Schreiben, weil ich dann die Spitze nicht gut führen und den Druck und damit die Pinselbreite nicht so kontrollieren kann, wie man muss. 








Andererseits wäre das garnicht notwendig, weil man die Buchstaben auch gut langsam nacheinander verbinden kann, wenn man die Aufstriche lang genug macht und in die richtige Richtung lenkt - man muss also immer vor Augen haben, was danach für ein Buchstabe folgt - das hat etwas meditatives und beruhigendes. Aber solang ich soviel nachdenken und beachten muss (Schräglage halten, Abstände zwischen den Buchstaben gleichmäßig, Buchstaben nicht zu rund und eben die Anschlüsse, was mir als jemand, der im Alltag eher Druckschrift mit ein paar Verbindungen schreibt, schwer fällt), ist es auch anstrengend. Die Hand hat mir allerdings trotz der (nur) 25 beschriebenen Blätter nicht weh getan, der Pinsel ist da sicher angenehmer als eine harte Spitzfeder.
Nachdem wir mit dem Alphabet und einigen Wörtern durch waren, hat uns Petra Regeln und Tipps zur Gestaltung von Buchstaben im allgemeinen, ihrer unterschiedlichen Gewichtung und Flächen gegeben, wir haben alle ein schlichtes "Werbeschild" geschrieben und danach sollte jeder selbst ein Wort oder einen Spruch gestalten. 

Original und Fälschung



Was ich beim Kurs auch gelernt habe, ist, dass es natürlich Leuchttische gibt. Petra hatte einen, der wie ein überdimensionales tablet aussah. Das hat nichts mehr mit den dicken Vorrichtungen zu tun, die es früher gab und ist schon wirklich praktisch. So konnten wir mit Bleistift vorzeichnen und anschließend den Entwurf auf das bessere Papier übertragen. Dass ich bisher nicht auf die Idee gekommen bin, dass diese Möglichkeit existiert.



Aus den Versuchen sind hübsche Dinge entstanden, meiner war noch nicht ganz fertig, aber inzwischen hängt er an der Wand, zusammen mit einem Wort, was ich mir noch habe von Petra schreiben lassen. Und etwas weiteres ist auch wieder deutlich geworden, es kommt vor allem auf die Mischung der Schriftarten an, was man für einen Eindruck erzeugen kann, garnicht so auf Zierrat, Banner, Wimpel und Deko. Petra selbst bevorzugt einen schlichten Stil, macht wenig in Farbe, das meiste schwarzweiß. Aber man kann ja auch schlicht in Farbe schreiben und sowieso jede, wie es ihr gefällt, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt...







Aber richtig ins Fließen werde ich wohl tatsächlich wegen der Tinte lange nicht kommen. Eventuell muss ich mir die Schrift dann eben doch immer konstruieren und ausmalen, aber das wird sich zeigen, wenn ich denn weiter übe. Heute habe ich auch schon herum probiert, aber zufrieden bin ich nicht, ich war zu schnell, die Führung war zu schlampig, ich habe Probleme, Druck wieder zu reduzieren, zwischendurch habe ich die Grundlinie verloren, aber was soll's, es macht Spaß und noch ist kein Meister vom Himmel gefallen.





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