August 15, 2015

Asakusa

Heute habe ich es tatsächlich zum Senso-ji Tempel, der ältesten Tempelanlage Tokios (auch wenn es nicht mehr der originale Tempel ist) und zur Nakamise-dori nach Asakusa geschafft, was ich doch schon lange vorhatte. Und zwar während der Öffnungszeiten von Tempelanlage und Verkaufsstrassen. Kürzlich, als ich einmal in der Kappabashi-dori in der Nähe unterwegs war, war es ja doch bereits wieder zu spät geworden. Da heute Samstag war, war es voll wie befürchtet, Menschenmassen und Rikschafahrer unterwegs, aber eigentlich auch nicht weiter tragisch. Voll ist es dort wahrscheinlich ohnehin immer mehr oder weniger. Auch heute wollte ich eigentlich danach noch weiter und woanders hin, bin dann aber bis zum Einbruch der Dunkelheit in der Gegend geblieben, zum Grund später mehr. 


Schwergefallen ist das nicht, es gab so viel zu sehen und abzulichten. Nippes, Tinnef, Menschen, Kinder, Regenschirme, die ein Kirschblütenmuster zeigen, allerdings erst, sobald sie nass werden und Regenschirme mit allen möglichen "Köpfen". Hundeleinen, Spielzeug, Handtuchverkäufer und Winkekatzen. Größtenteils ich würde mal freundlich sagen, Touristen-, also Souvenirstände, ein paar wenige, die wirklich handwerklich schöne Dinge (dreimal dürft Ihr raten, ausgerechnet da hingen mal wieder "keine Fotos"-Schilder - echt ätzend) im Angebot hatten und wenige Devotionalien.





Mit am interessantesten fand ich auch mal wieder die zahlreichen Essensstände, wobei ich da nun inzwischen bei einigen eindeutig an den Schildern und dann natürlich auch an der Ware erkennen kann, was das ist, was da angeboten wird, denn das gibt es im Moment oder generell scheinbar immer draußen als "fast food", wie auch bereits beim Sumida hanabi. Salziges wie Okonomiyaki (heute mein Abendessen), Krabbenfleisch am Hölzchen, Yakisoba und Takoyaki, Kakigori, das "shaved ice" mit süßem Fruchtzuckersirup übergossen (mit dem pinken Schriftzeichen auf den blau-weißen Noren,  das hier schon vom Licht total verschossen ist), Speiseeis in allen möglichen Geschmacksrichtungen (mein heutiger Favorit war schwarzer Sesam), auch für das am späteren Abend verzehrte frittierte Gebäckstück (bei dem ich wiederum nicht weiß, wie dessen Name ist) und die vielen Verkaufsstände, bei denen alle möglichen Süßwaren angeboten wurden. 





Da ist die Bandbreite so weit, da kenne ich noch längst nicht alles, glänzende Kugeln in unterschiedlichen Aromen, die mit einer Masse aus Süßkartoffel gefüllt sind und Ningyo-yaki waren am häufigsten vertreten. Ob das nun Imagawa-yaki oder Taiyaki, Oban-yaki oder Kauten-yaki ist, keine Ahnung, aber es war interessant, zu sehen, wie es hergestellt wird, nämlich in einer Art Waffeleisen. Eine Lage Teig, darauf vorgepresste Bohnenmasse, wieder Teig und dann wird gebacken. Entsprechend duftete es überall gut. 



Ich ließ mich geruhsam durch das Donnertor, die Nakamise-dori und die angrenzenden Bereiche treiben, bis ich dann schließlich das Hozo-mon Tor auf den Vorplatz der Haupthalle gelangt war, auf dem ein großen Bronzebecken für Räucherstäbchen steht, an dem sich alle Gläubigen in den Qualm stellen und den Rauch auf sich zuwedeln, da dies wohl Glück bringen soll. In der Haupthalle standen auf Regalen an die tausend (die waren tatsächlich durchnummeriert) Papierlaternen mit Kerzen bestückt, was mich wunderte (der Brandschutz wird doch hier sonst so hoch geschrieben), aber in einem meiner Führer steht, der Tempel sei ein feuersicherer Nachbau, was auch immer das heißen soll. Zu dem Zeitpunkt machte ich mir über die Laternen allerdings keine Gedanken, sondern verließ die Halle wieder, um mir etwas zu essen zu besorgen. Hinterher noch ein Kakigori mit Traubensirup. Traubenaroma wird hier ganz groß geschrieben, man bekommt es als Eis, Weingummi, Softdrink und wer weiß was noch, allerdings muss man damit rechnen, dass "grape" in der Regel "Muskateller" bedeutet. 








Als ich mich dann gegen kurz vor 18 Uhr seitlich vom Gelände entfernte, sprach mich ein Japaner an, der sich wortreich entschuldigte, er sei wirklich Japaner (zog dann auch noch seine verspiegelte Sonnenbrille aus, damit ich es auch erkennen konnte) und ein wenig betrunken, aber er würde mir empfehlen, zum Tempel zurück zu kehren, wenn ich Zeit hätte, denn dort würde um 18.30 Uhr eine besondere Zeremonie durchgeführt werden, aufgrund des heutigen Datum des 15. August zum 70. Jahrestag der kaiserlichen Kriegsendeerklärung. Ich hatte gedacht, die ganzen Laternen hätten eventuell etwas mit Obon zu tun, das gerade in diesen Tagen ebenfalls gefeiert wird (vom Sinn und Zweck vergleichbar zum 1. und 2. November, an dem an die verstorbenen Angehörigen erinnert wird) und es war auch etwas seltsam, denn der Typ tauchte dann später im Tempel noch einmal auf und zeigte mir ein Foto der Laterne, auf der angeblich der Name seiner Mutter stand. Aber ehrlich, er war noch nicht so alt, dass seine Mutter schon im zweiten Weltkrieg hätte verstorben sein können. Aber sei es drum, vielleicht war es ja auch von beidem ein bißchen. Ich hatte auch den Eindruck, dass die Laternen eventuell für Familienangehörige standen, denn es versammelten sich viele Leute, die scheinbar immer auf der Suche nach bestimmten Nummern waren und die dann, nachdem sie die entsprechenden Laternen gefunden hatten, davor verharrten, beteten und manchmal auch Fotos machten. Unter Gebeten von Mönchen wurden dann ratz fatz tatsächlich die Kerzen entzündet, dann gab es eine Prozession, bei der die Mönche zwischen den Regalen entlang wanderten und kleine Zettelchen durch die Gegend warfen (da hatte ich ja wirklich Bedenken, dass da nicht einer in den Laternen landen würde) und Wahnsinn, nachdem die Prozession beendet wurde, stützten sich mache Leute auf diese Papierchen wie die Wilden. Keine Ahnung, was es nun wieder damit auf sich hatte, es konnte mir jedenfalls in meiner Umgebung leider niemand erklären. Ich dachte, ich könnte noch in aller Ruhe ein paar Bilder der so schön leuchtenden Laternen machen, aber genauso schnell, wie sie entzündet worden waren, wurden sie auch wieder gelöscht, sobald die Prozession beendet war. Soviel dann wahrscheinlich doch zum Thema Brandschutz. Die Helfer klopften einfach heftig mit ihren Fächern oben flach auf die Laternen, und schon gingen die Lichter aus. Und dann wurden ebenfalls zackzack alle Tore, bis auf das große, an dem nach wie vor noch ein lange Schlange stand, geschlossen und ich machte mich wieder auf den Rückweg zu U-Bahn. 






Inzwischen war es schon dunkel, das geht hier ja wirklich unglaublich schnell und leider viel zu früh, um 19 Uhr ist das Licht weg. Dafür ist es zwar morgens bereits eine Stunde früher hell, aber das hilft mir ja nicht wirklich. Doch auch abends im Lampenlicht ist die ganze Anlage und auch die Nakamise-dori mit ihren geschlossenen Rollläden eine Schau, denn die sind alle bemalt. Seht selbst. Und wer hier im Post noch nicht genug von Bildern hat, mehr gibt es in Asakusa.




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