Juli 04, 2015

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil

Das Abenteuer beginnt.
Nachdem ich vorgestern vormittag in Tokyo angekommen bin, wo ich bis kurz vor Weihnachten leben und arbeiten werde (Montag geht es los), habe ich kurz überlegt, was hier mein erster Beitrag werden soll. Nach dem wegen meines Visums und meiner unbegleiteten Güter etwas anders als gewohnt ablaufenden Einreiseprozederes, nach Anmeldung im Haus, in dem sich mein kleines, möbiliertes Einzimmerapartment befindet, nach dem Gang zum "Einwohnermeldeamt", Bank und Telefonnummernbeschaffung, die ich wiederum zur Kontoeröffnung benötigte (wofür mich glücklicherweise eine Japanerin begleitet hat), war eines der wichtigsten Themen: Wo finde ich einen Supermarkt


Sollte ja eigentlich nicht so schwierig sein, aber Donnerstagabend war ich dazu nicht mehr in der Lage. Statt dessen latschte ich noch ein wenig in der Gegend herum (auf der Suche natürlich, es sollte auch einer nicht weit weg lokalisiert sein), aber wie schon öfters, bin ich hier in dem Strassengewirr zugegebenermaßen etwas orientierungslos, was die Himmelsrichtungen betrifft. Der Abgleich zwischen Karte und innerem Kompass ist noch verbesserungswürdig. Ich fand zahlreiche convenience Stores wie family mart und seveneleven, die an jeder Ecke vertreten sind, und wo ich für den ersten Abend das nötigste erstand, aber einen Supermarkt? Es sollte einer bei Tobu sein, aber Tobu ist riesig und über diverse Gebäudekomplexe verteilt und scheinbar bin ich doch einfach immer nur die die falschen Gebäude marschiert. Mit meiner Annahme, er sei irgendwo unterirdisch, lag ich aber in der Tat nicht falsch, wie sich am Freitag heraus gestellt hat.
Und so habe ich mich also hinein gestürzt in eines der zahlreich vertretenen Einkaufsparadiese. Wo allerdings auch die Preise, gerade für Obst und Gemüse teilweise in der Tat paradiesisch (oder besser phantasievoll) erscheinen. Theoretisch wußte ich es ja auch schon vorher, dass gerade diese Lebensmittel hier gerne mal doppelt soviel kosten wie in Deutschland, aber man zuckt schon zurück, wenn z. B. ein Kilo bzw eine Packung der Pfirsiche und Zitrusfrüchte um die acht Euro kosten soll (so habe ich jedenfalls die Auszeichnung interpretiert). Ja, die Auszeichnungen. Die Äpfel sind dafür aber ganz schön riesig. Ob das hier normal ist? Und gilt die Auszeichnung einem Apfel? Scheinbar mußten die gewogen werden, was ich natürlich versäumt hatte. War aber auch kein Problem an der Kasse.







Was mir alles entgehen wird an kulinarischen Köstlichkeiten, weil ich nicht lesen kann, was da vor mir in der Kühltheke liegt? Das ein oder andere werde ich sicher einfach mal mitnehmen und probieren. sofern ich die Zubereitungsart herausfinden kann. Manches ist ja optisch identifizierbar, anderes nicht, aber die Sachen sind in den Regalen gut sortiert, teilweise zwischendurch auch mal englisch beschriftet, so dass man Vermutungen anstellen kann. Und außerdem muss ich "einfach" ein paar Zeichen lernen und dann vor allem auch wieder erkennen. Das für Reis () sollte möglich sein, nachdem ich mich heute mit meinem Reiskocher auseinander gesetzt habe, der natürlich nur japanisch beschriftet ist, aber zu diesem Thema vielleicht an anderer Stelle mehr. Die leckeren Pickles und eingedünstete oder anderweitig konservierte Gemüse und ähnliches gibt es auch zuhauf im Kühlregal.









Perillablätter (Shiso) habe ich jedenfalls gleich mal mitgenommen, ich liebe dieses Aroma. Und die scharfe Sauce mit Yuzu mußte auch noch gleich mit in den Korb, die gab es beim letzten Aufenthalt Anfang Mai einmal zum Essen - so lecker - und dank "lateinischer" Beschriftung gleich erkannt. 
An die Fischflocken habe ich mich noch nicht angetraut, zumindestens habe ich sie dafür gehalten, Nudeln und "organic" gibt es natürlich auch.
Meinen Wasservorrat und ein paar haltbare Lebensmittel sollte ich mir auch in der Wohnung deponieren (das wurde mir ans Herz gelegt, falls in den Monaten meiner Zeit hier ein Erdbeben passieren sollte, in einem solchen Fall neigen wohl auch die Japaner zu Hamsterkäufen und die Regale sind rasend schnell wie leergefegt - aber ich will ja mal nicht darauf hoffen). 
Ich habe im Kaffeeregal sogar Dallmayr Kaffee gesehen, beschränke mich aber im Moment (bis meine weitere Lieferung aus München kommt) der Einfachheit halber auf ein bißchen instant (für eben schnell zuhause), Hauptsache Milch ist vorhanden. Die gibt es auch, war mir erst nicht sicher, ob ich tatsächlich Kuh und nicht Soja erwischt habe, aber an diesen kanji (牛乳) soll man sie erkennen, das linke steht für Kuh. Milch alleine gibt es aber auch noch () - ganz schön verwirrend. Der Eisbär, der auch im Kühlregal zu finden war, eventuell Joghurt oder ähnliches, scheint in Japan auch allseits beliebt zu sein, er ist mir inzwischen auch schon an anderen zahlreichen Stellen begegnet. Überhaupt, die Niedlichkeit, die findet sich auch im Kühlregal. Ob die Kinder den Yoghurt lieber essen, wenn Mangas und Disney Figuren auf der Verpackung abgebildet sind? Wahrscheinlich...




Und falls mich mal die verzweifelte Sehnsucht nach Blauschimmelkäse oder Würstchen packt, auch dafür kann natürlich gesorgt werden, für das entsprechende Kleingeld. Ist dann vielleicht auch nicht unbedingt nötig, die sechs Monate muss ich für Neuentdeckungen nutzen. Wenn ich mir allerdings die Ausbeute meines ersten Einkaufs so anschaue, war ich wohl doch eher konservativ. Mal sehen, was in den nächsten Wochen und Monaten noch so in meinem Kühlschrank landet.





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