Oktober 14, 2015

Hiroshima - der zweite Tag

Bevor ich von meinem erneuten Ausflug am vergangenen Wochenende berichte, ist mir aufgefallen, dass bei meinem Beitrag über Hiroshima noch eine Kleinigkeit fehlt. Eigentlich hatte ich vor dem vergangenen Wochenende darüber schreiben wollen, aber an den Abenden war zuviel anderes zu tun, so daß ich nicht dazu gekommen bin. Aber hier nochmal kurz. Der zweite Tag direkt in Hiroshima nach den Ausflügen nach Miyajima und Onomichi war eigentlich nur noch ein halber. Aber vor der Rückfahrt wollte ich wenigstens noch ein, zwei weitere Sehenswürdigkeiten abklappern, um die Stadt nicht nur auf dem Memorialpark und das Friedensmuseum zu reduzieren. 
In Hiroshima gibt es daneben nämlich noch einer der Feudalburgen Japans und eine klassische japanische Gartenanlage zu besichtigen.


Der Garten Shukkei-en beinhaltet natürlich die "normalen" Bestandteile dieser Art japanischer Gärten, miniaturisierte Landschaften, einen See, der besonders geformt ist mit reichlich verfressenen Kois, auch hier wieder beängstigend riesige (auf dem Foto nicht zu sehen) Exemplare in hohem Alter von 35 Jahren (wie alt können solche Karpfen wohl werden?), Schildkröten und Reihern, ein Teehaus, in dem gerade Vorbereitungen für eine Teezeremonie am folgenden Tag in vollem Gange waren, ein kleines Reisfeld inklusive roten Krebsen, einen Bambushain und eine kleine Teeplantage, die Nachbildung des Mount Fuji als Aussichtspunkt (die hätte ich von selbst nicht erkannt, aber der guide, der mich ansprach, ob er mir den Garten zeigen dürfe, hatte natürlich einiges zu berichten, diese guides habe ich auch schon in anderen Gärten gesehen, wenn man möchte, führen sie einen herum), einen Steinstuhl in Pilzform (das ist glaube ich eher etwas besonderes), eine "Mond"Brücke, noch mehr Häuser und Pavillons, bei denen man sich aufgrund der Deckung mit Reisstroh (?) an Norddeutschland erinnert fühlt. Rund um diese Dächer waren überall feine Schnüre gespannt, diese sollen die auch hier zahlreich vorhandenen Krähen abhalten, Halme heraus zu zupfen, das funktioniert scheinbar hervorragend, es gab einen kleinen Bach mit roten Wasser, sehr eisenhaltig, und eine rote Brücke. Die Gärten sind wirklich schön, dort halte ich mich gerne auch etwas länger auf. Man muss immer ein wenig Eintritt zahlen, aber nicht viel. Generell habe ich den Eindruck, dass die Eintrittsgelder hier viel niedriger sind, als bei uns, Gärten, Museen und auch der alte Zoo in Ueno kosten nur ein paar wenige Euro Eintritt. Wie aber übrigens auch Gartengelände, die man bei uns einfach so besuchen kann, vergleichbar dem Westpark oder englischen Garten in München. Auch hier muss man also einen Obolus entrichten. Dafür sind die Anlagen natürlich auch top gepflegt, schließen um eine bestimmte Uhrzeit ihre Pforten und herumliegenden Müll sucht man dort vergeblich.
















Die Burg in fußläufiger Nähe des Gartens ist eine Rekonstruktion, da sie durch die Atombombe dem Erdboden gleich gemacht wurde. Sie ist auch nicht besonders groß, und abgesehen vom Gelände und dem inneren Graben, der noch erhalten ist, wurde nur der Hauptturm wieder aufgebaut. Klassische Form, wie man die Burgen in Japan so kennt, sie sind sich natürlich von der Grundform her sehr ähnlich. Die in Hiroshima ist schwarz bzw. dunkelbraun und wird auch, wen wundert es, als Karpfenburg bezeichnet. Sie gehört zu den Burgen, die mehr oder weniger ebenerdig innerhalb einer Stadt errichtet wurden. Während draußen ein paar Ninjas herumsprangen, mit denen sich in gewohnter Pose (Siegeszeichen) mancher ablichten ließ, gab es innen Ausstellungen und Erklärungen zur Geschichte, Entstehung, Samurairüstungen, Schwerter etc, natürlich keine Inneneinrichtung oder Dekorationsgegenstände, wie man das von europäischen Schlössern gewohnt ist, aber das scheint auch in keiner der Burgen der Fall zu sein. 




Von daher denke ich, interessiert es die meisten Besucher, einfach einmal nach oben zu steigen und die Aussicht zu betrachten. Abgesehen von denjenigen, die sich bei tripadvisor darüber aufregen, dass sie z. B. in Himeji stundenlang anstehen mußten und dann innen nichts spektakuläres zu finden war. Und auch hier konnte man sich oben angelangt einen Stempel abholen. Ein nettes Motiv, ein Koi, in dessen Fleckenmuster die Burg eingearbeitet ist.




Von oben hat man einen guten Blick ins Umland und kann auch Miyajima sehen, das "Siebengebirge" hinter der Veranstaltungshalle. Von der Burg ging es zurück zum Hotel, den Koffer einsammeln und dann wieder mit der Straßenbahn zum Bahnhof, wo ich nochmal die speziellen Süßigkeiten der Gegend betrachtete, Dekor natürlich mit den allerliebsten Rehen und die große Auswahl an Süßwaren mit Zitrone, für die die Gegend in Japan bekannt ist. Das ein oder andere habe ich mitgenommen. Lecker. 
Als ich dann nach dieser recht entspannten Woche ohne große Menschenmassen abends wieder in Tokyo ankam, und auch um 22 Uhr Hundertschaften unterwegs waren, die die S-Bahn verstopften, wurde ich doch kurzzeitig innerlich etwas aggressiv. Aber so ist das eben hier, hilft ja nichts. Also tief durchatmen, sich treiben lassen und an anderes denken. Hommmmmm....




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